Im Rahmen des Projektes „weiter.digital“ führte Michelle Pippig vom Center for Open Digital Innovation and Participation (CODIP) der Technischen Universität Dresden gemeinsam mit ihrer Kollegin Jana Riedel am 9. Mai 2022 einen dreistündigen, praxisorientierten Workshop zum Thema „Selbstgesteuertes Lernen in der beruflichen Bildung“ für Lehrkräfte der Akademie für Wirtschaft und Verwaltung (AWV) und der Akademie für berufliche Bildung (AFBB) Dresden durch.
Unter selbstgesteuertem Lernen verstehen wir Lernprozesse, bei denen die Lernenden didaktische Entscheidungs-, Gestaltungs- und Handlungsspielräume wahrnehmen und nutzen. Die Lernenden können dabei also beispielsweise die Ziele, Inhalte, Methodik oder den Weg ihres Lernvorgangs selbst- bzw. mitbestimmen und ihn dadurch besser auf ihre persönlichen Bedarfe anpassen. In Weiterbildungskursen findet selbstgesteuertes Lernen beispielsweise dann statt, wenn Lernende eigene Themenwünsche äußern bzw. einbringen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Jana Riedel, die das Handbuch „Selbstgesteuertes Lernen in der beruflichen Weiterbildung“ mit herausgegeben hat und derzeit im BMBF-geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „MyEduLife“ Lösungen zur Abbildung und Speicherung von erworbenen beruflichen Handlungskompetenzen untersucht, konnten wertvolle Synergien mit einem thematisch verwandten Forschungsvorhaben hergestellt und genutzt werden. 

Workshop mit interaktiven digitalen Methoden

Im Workshop wurden den Lehrkräften neue Impulse für die Umsetzung in ihrer Praxis gegeben, indem die Methoden des selbstgesteuerten Lernens aufzeigt wurden. Diese sind aktuell von hoher Bedeutung, weil sich die Bedingungen und Anforderungen an das Lernen in der beruflichen Bildung in den vergangenen Jahren stark verändert haben. Zum einen entstand u. a. durch die COVID-19-Pandemie ein verstärkter Bedarf für orts- und zeitunabhängiges Lernen. Zum anderen fordert die Berufspraxis immer vielfältigere didaktische Handlungskompetenzen von den Mitarbeitenden. Selbstgesteuertes Lernen begegnet diesen Anforderungen und fördert die hierfür erforderlichen Kompetenzen, weswegen es in der beruflichen Bildung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Dabei entwickelt sich die Rolle der Lehrkraft von der reinen Wissensvermittlung hin zu einer Begleitung des Lernprozesses. Auch in dieser Hinsicht wurden die Lehrkräfte im Workshop sensibilisiert und dazu angeregt, ihre Lehre zu reflektieren. Der Workshop begann mit einem Impulsvortrag, der als Einstieg in die Thematik diente und das Interesse der Teilnehmenden verstärkend hervorrufen sollte. Anschließend bekamen die Teilnehmenden die Möglichkeit, eine selbstgewählte Lernsequenz mit einer zuvor neu kennengelernten Methode zum selbstgesteuerten Lernen zu konzipieren. Dazu nutzten die Teilnehmenden einen webbasierten Methodenkoffer, der in einem abgeschlossenen Projektvorhaben der TU Dresden entwickelt worden ist. Die Ideen und Ausarbeitungen wurden anschließend im Plenum diskutiert und können von den Lehrkräften nun in der eigenen Lehre ausprobiert werden.

Selbstgesteuertes Lernen selbst erleben – und Lehren neu lernen

Im Workshop wurde zudem das Lernmanagementsystem ILIAS genutzt. Hier wurden die Lernmaterialien bereitgestellt, die Aufgaben bearbeitet und die Ergebnisse nachhaltig gesichert. Dadurch wird u. a. ein weiterführender Wissenstransfer der teilnehmenden Lehrkräfte an Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Die Teilnehmenden danken den Kursleiterinnen für den interaktiven und spannenden Workshop.