Das VSBI-Mitglied TÜV Rheinland Akademie GmbH führt aktuell im Rahmen der Fachkräfteallianz im Landkreis Meißen ein Projekt durch, das digitales Lernen in der Aus- und Weiterbildung thematisiert und dabei insbesondere das verarbeitende Gewerbe und die Logistikbranche adressiert. In Workshops werden Personalverantwortliche für in diesem Kontext relevante Themen sensibilisiert und in einen Erfahrungsaustausch gebracht. Im Rahmen eines solchen Workshops am 02.03.2021 erhielt der VSBI die Einladung, das Projekt weiter.digital als richtungsweisendes Beispiel für die Entwicklung von innovativen Instrumenten zur Implementierung von digitalen Bildungsprozessen in Betrieben vorzustellen. Der Fokus lag dabei auf einer anschaulichen Demonstration der im Projekt erstellten Prototypen für bedarfsgerechte Lernwerkzeuge. Die teilnehmenden Vertreter*innen von Unternehmen interessierten sich besonders für die technischen Voraussetzungen und den Prozess des Kompetenztransfers zur eigenständigen Entwicklung bzw. Anpassung von Lerninhalten an die spezifischen Erfordernisse im eigenen Unternehmen.

Ziel des eingangs erwähnten Projektes ist die Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Unternehmen der genannten Branchen, um den Verantwortlichen konkrete Lösungsansätze vorzustellen, wie sie ihre Aus- und Weiterbildung digitaler gestalten können. Dafür wird ausgehend von einer Ist-Analyse zur Bedarfserfassung zunächst eine Übersicht zur Nutzung digitaler Medien in Aus- und Weiterbildung erstellt. Projektmitarbeiterin Sarah Windisch stellte in diesem Sinne die Ergebnisse einer Online-Befragung von 13 Unternehmen aus den Bereichen Glasherstellung/-verarbeitung, Speditionen, Logistik und anderen Branchen vor und kommt zu dem Schluss, dass das Interesse am Thema Digitalisierung insgesamt sehr hoch sei, wofür neben Veränderungen des Arbeitsmarktes durch Digitalisierung auch die Folgen der COVID19-Pandemie ursächlich sein können.

Ein Großteil der Befragten nutze demnach bereits digitale Endgeräte, wobei klassische Endgeräte (wie Smartphones, Tablets und Laptops) stark verbreitet seien, neue und zum Teil kostenintensive Endgeräte (wie beispielsweise VR-Brillen oder interaktive Whiteboards) dagegen kaum. Das Vorhandensein sei zudem nicht die vordergründige Herausforderung, sondern vielmehr die sinnvolle Einbindung bzw. Anwendung in der Praxis. Erschwerend für den Einsatz digitaler Technologien in der Aus- und Weiterbildung seien demnach neben dem Zeitfaktor bei der Heranführung von Nutzer*innen auch Aspekte wie Datenschutz und IT-Sicherheit. Konkrete Vorteile für den Einsatz digitaler Medien sähen Firmen laut Befragung in der Förderung des selbständigen Lernens durch neue Wege der Wissensvermittlung sowie in der adäquaten Adressierung der Auszubildenden, die als „digital natives“ mit gewachsenen Ansprüchen in der digitalen Welt abgeholt werden müssten. Passend dazu referierte Senior-Prof. Dr. Hermann Körndle von der Professur für die Psychologie des Lehrens und Lernens an der TU Dresden über die kognitionspsychologischen Grundlagen und Parameter des selbstgesteuerten Lernens. Die relevanten Kompetenzen für selbstgesteuerte Lernphasen seien demnach neben Selbstregulation und Medienkompetenz auch soziale Kompetenzen. Aus- und Weiterzubildende benötigen diese Kompetenzen, um gezielt Medien auszusuchen, Inhalte auszuwählen und zu verstehen, deren Qualität zu prüfen und zu beurteilen sowie Medien für eigene Ziele sinnvoll einzusetzen und selbst zu gestalten. Damit bestätigt sich der innovative, multiplikative Ansatz im Projekt weiter.digital, der darauf abzielt, Bildungsanbietenden Wissen und Fertigkeiten zur eigenständigen Gestaltung von digitalen Lerninhalten und virtuellen Lernformaten zu vermitteln, um sie nachhaltig zu implementieren.