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Digitalisierung der beruflichen Weiterbildung: Neue Lösungen, neue Herausforderungen

Die VSBI Regionalgruppe Leipzig hat am 02.12.2020 das erste virtuelle Regionaltreffen des Verbandes via Microsoft Teams durchgeführt und legte dabei passenderweise den Schwerpunkt auf das Thema Digitalisierung. Mit dabei waren über 10 Träger der beruflichen Weiterbildung, die im Kontext der weiterhin andauernden Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie mehr oder weniger intensiv auf digitale Lernplattformen und -werkzeuge umsteigen wollen und müssen.

Zum Einstieg ins Thema lieferte Jonathan Dyrna vom Medienzentrum der Technischen Universität Dresden einen Input zur laufenden Projektarbeit im Modellvorhaben „weiter.digital“ und stellte unter dem Titel „Weiterbildungsaktivität durch digitale Lernwerkzeuge nachhaltig erhöhen?“ dessen bisherige Ergebnisse vor. Neben der wissenschaftlichen Bedarfsanalyse in Form einer Befragung von sächsischen KMU stand dabei vor allem die praktische Gestaltung und Umsetzung des ersten Lernmoduls des Projektpartners future training GmbH im Fokus. Die Bildungsdienstleister begeisterten sich insbesondere für die vorgestellten Optionen zur Gestaltung von Lernmedien mit Hilfe verschiedener Autorenwerkzeuge, z.B. zur Erstellung von webbasierten Trainingseinheiten und zur Einbindung von Videos, Hotspots und interaktiven Elementen. Interessierte wurden in diesem Kontext dazu eingeladen, als Person oder Einrichtung an der Erprobung der im Projekt entwickelten Lernwerkzeuge teilzunehmen.

Im direkten Anschluss moderierte Klaus-Peter Krause von future training GmbH einen Erfahrungsaustausch rund um die Digitalisierung der beruflichen Weiterbildung. Dabei informierte er über Anforderungen an Lernwerkzeuge und deren Nutzer:innen und diskutierte mit den Teilnehmenden die besonderen Herausforderungen der mediendidaktischen Gestaltung und des methodischen Einsatzes solcher Tools. In der Diskussion wurde deutlich, dass deren technische Entwicklung, inhaltliche Pflege und pädagogische Anwendung seitens der involvierten Mitarbeiter:innen vollkommen neue Konzepte und Kompetenzen erfordert. Analog dazu müssen auch die Lernenden als Zielgruppen adäquat angesprochen und begleitet werden, damit die multimedialen Inhalte und hybriden Formate ihre Funktion bzw. Wirkung nicht verfehlen. Nach der bedarfsgerechten Entwicklung von innovativen Lernwerkzeugen, mit der sich die beteiligten Akteure in „weiter.digital“ intensiv beschäftigen,  liegt eine weitere große Herausforderung demnach in der didaktischen Implementierung der erstellten Trainings.

„Mach es einfach!“ weiter.digital beim World Usability Day 2020

Am 12. November 2020 wurde der World Usability Day (WUD) in Dresden vom Medienzentrum der TU Dresden als virtuelle Veranstaltung ausgerichtet. Im praktischen Hands-On-Bereich wurde das Projekte weiter.digital mit dem Thema Medienkompetenz in einem 20-minütigen Zeitfenster von der Projektmitarbeiterin Nicole Filz präsentiert. Es wurde ein inhaltlicher Überblick des Projektes gegeben, der Prototyp zum Thema Medienkompetenz vorgestellt und alle Teilnehmenden mit einer interaktiven Umfrage eingeladen, das Interaktionsdesign und damit die Navigationsführung des Templates zu bewerten. Dadurch sind neue Impulse für die weitere Entwicklung entstanden, die in der laufenden Projektarbeit direkt umgesetzt werden. Der World Usability Day wir federführend von der German UPA als Kooperationsveranstaltung deutschlandweit sowie in Österreich und der Schweiz jährlich am 2. Donnerstag im November organisiert. Unterschiedliche Standorte können bei diesem Event regionale Wirtschafts- und Wissenschaftsneuheiten mit unterschiedlichen Präsentations- und Interaktionsformaten rund um das Thema Usability vorstellen. Alle Informationen zum Programm, Vortragenden und auch über zukünftige Veranstaltungen finden sie online unter: https://tu-dresden.de/mz/ergebnisse-transfer/veranstaltungen/world-usability-day.

weiter.digital diskutiert Projektstand mit Weiterbildungspraktikern

Zum VSBI Regional-Treff Dresden am 27.10.2020 bei Donner+Kern gGmbH kamen die Mitglieder des Verbandes aus ganz Ostsachsen zusammen, um sich zum Themenkomplex Digitalisierung in der Weiterbildung zu informieren und auszutauschen. Dr. Jörg Neumann vom Medienzentrum der TU Dresden eröffnete die Veranstaltung mit seinem Impulsvortrag zu „Corona als Antrieb für die Digitalisierung in der Bildung“ ab und lud dazu ein, Bedeutung und Potenziale digitaler Lernwerkzeuge im Kontext der aktuellen Situation zu diskutieren.

Weiterbildung durch weiter.digital: Wissenschaft trifft Praxis

Im Anschluss präsentierten die Projektmitarbeiter*innen Jonathan Dyrna und Nicole Filz den aktuellen Stand und bisherige Ergebnisse bei der Realisierung von „weiter.digital“ und informierten zu Inhalten und Zielen des Projektes. Neben technischen Einblicken und didaktischen Konzepten wurden insbesondere auch praktische Anwendungsmöglichkeiten für interessierte Bildungsunternehmen erläutert. Dabei kamen u.a. auch Fragen zum Datenschutz und zu digitalen Kompetenzen allgemein sowie zu betrieblichen Lernumfeldern und benachteiligten Zielgruppen im Besonderen zur Sprache.

Der ehrliche und offene Austausch in einer konstruktiven Diskussion mit wohlwollender Atmosphäre war für alle Beteiligten ein informativer Hinzugewinn: die Projektmitarbeiter*innen konnten sich authentische Einblicke aus der realen Praxis beruflicher Weiterbildung verschaffen und wurden für deren besondere Bedingungen und Belange sensibilisiert, während die anwesenden Vertreter*innen der Bildungsdienstleister Informationen zu innovativen Lernmedien und Weiterbildungswerkzeugen aus erster Hand erhielten.

Potenziale der Digitalisierung im Bildungsbereich nutzen!

Der 8. nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2020“ konzentriert sich in seinem Schwerpunktkapitel auf die Bildung in einer digitalisierten Welt und unterstreicht die Potenziale der Digitalisierung, welche insbesondere durch die Corona-Pandemie als Chancen hervortreten. Er verweist aber zugleich auch auf bestehende Probleme bzw. Herausforderungen: eine zeitgemäße technische Ausstattung der Bildungseinrichtungen und Bedarf adäquater Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte.

Professor Dr. Kai Maaz konstatiert als Direktor des DIPF und Sprecher der Autorengruppe des nationalen Bildungsberichts, dass die Digitalisierung auch im Bildungswesen kontinuierlich an Dynamik gewinne und Bildungseinrichtungen stärker denn je gefordert seien, digitale Kompetenzen zu vermitteln, da immer mehr Lehrende und Lernende die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der digitalen Medien nutzen. Demgegenüber fehle es bislang allerdings an einer überzeugenden und abgestimmten Strategie für die Bildung in einer digitalisierten Welt, bilanziert der Bildungsforscher.

Die Bestandsaufnahme des Bildungsberichts zielt neben der akuten Problematik, den Zugang zu Bildung im Zuge der Corona-Pandemie aufrechtzuerhalten, insbesondere auf die folgenden drei zentralen Herausforderungen für Bildung in einer digitalisierten Welt: Erreichbarkeit, Chancengerechtigkeit und Vergleichbarkeit.

Erreichbarkeit

Der permanente Wandel der technischen Rahmenbedingungen bringt neue Anforderungen und neue Möglichkeiten mit sich und erfordert damit stetige Veränderungen seitens der Bildungsinstitutionen. Beispielsweise ist die Digitalisierung der Infrastruktur zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Vielmehr braucht es Konzepte, um digitale Technologien entlang der Bildungsprozesse didaktisch sinnvoll einzusetzen. Das pädagogische Personal muss zudem zukunftsorientiert ausgebildet und kontinuierlich weitergebildet werden. Die Mitarbeiter*innen benötigen gezielte Qualifizierung und Unterstützung, um Hemmnisse beim Einsatz digitaler Medien in der Lehre zu überwinden.

Chancengerechtigkeit

Nicht alle Menschen können die Vorteile digitaler Technologien in gleichem Maße nutzen, da bereits der Zugang zu den entsprechenden Medien von der sozialen Herkunft abhängig ist, ebenso wie die Bereitschaft und Fähigkeit zum Erwerb von digitalen Kompetenzen. So zeigt sich z.B. in der arbeitsorientierten Grundbildung, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten beim digitalen Lernen doppelt abgehängt werden, da neben den Kulturtechniken Lesen und Schreiben auch noch die Fertigkeiten zur Nutzung digitaler Formate gelernt werden müssen.

Vergleichbarkeit

Während Digitalisierung im alltäglichen privaten Umfeld immer selbstverständlicher wird, gibt es große Unterschiede zwischen den Bildungsbereichen und -einrichtungen. Da die digitale Technik z.B. noch nicht systematisch in die Aus- und Weiterbildung des pädagogischen Personals integriert wird, unterscheidet sich deren Verbreitung zudem stark in den jeweiligen Bundesländern. Zugleich eröffnet die Digitalisierung aber auch eine kontinuierliche und standardisierte Leistungsdiagnostik und schafft damit neue Möglichkeiten einer überregionalen Vergleichbarkeit von Lernergebnissen und übergreifender Trends im Bildungswesen.

Während also weiterhin Bedarf besteht, auf Bundesebene den Einsatz digitaler Medien in den Bildungsinstitutionen und -kontexten anwendungsorientiert und strukturiert zu erforschen, werden in Sachsen durch das Modellprojekt weiter.digital zunehmend Ergebnisse in die pädagogische Praxis überführt: Zum Sommerfest der sächsischen Wirtschaft am 03.09.2020 war der VSBI vor Ort, um mit regionalen Unternehmen zu Bedarfen und Perspektiven beruflicher Weiterbildung ins Gespräch zu kommen. Auf Einladung von VEMASinnovativ, RKW Sachsen und Industrieverein Sachsen 1828 e.V. trafen sich Entscheider*innen aus sächsischen Unternehmen, um sich in entspannter Atmosphäre bei interessanten Inputs Anregungen für die Gestaltung der Zukunft der Arbeit zu holen. Ausgehend von historischen Einblicken in 500 Jahre Industriekultur in Sachsen im Rahmen der aktuellen Ausstellung BOOM wurde spätestens beim Ausprobieren von VR-Brillen in virtuellen Produktionsprozessen klar, dass Wirtschaft 4.0 auch Weiterbildung 4.0 benötigt! Das Pilotprojekt weiter.digital liegt mit der Entwicklung von bedarfsgerechten Lernwerkzeugen für berufliche Qualifizierungen in Unternehmen folglich am Puls der Zeit und geht mit innovativen Schritten weiter digital voran!

Wissen wollen: Projektpartner AWV geht mit Quiz in die praktische Erprobung

Das Projekt weiter.digital geht erste Schritte Richtung Praxis und Anwendung. Bereits zu Projektbeginn zeigte sich bei der Eruierung des Weiterbildungsbedarfes der Mitarbeiter*innen in KMU durch eine Befragung zu individuellen Interessen, dass in der Immobilienbranche ein Schwerpunkt vor allem auf rechtlichen Fragen bzw. Neuerungen der Gesetzeslage liegt. Tagesseminare zu Themen wie Wohneigentumsrecht oder Wohn- und Gewerberaummietrecht hatte der Projektpartner Akademie für Wirtschaft und Verwaltung GmbH (AWV) für Juni 2020 geplant und konnte sie glücklicherweise trotz Corona auch als Präsenzveranstaltung durchführen – natürlich unter den erschwerten Bedingungen der geltenden Hygieneauflagen.

Lernende testen bei der AWV ein neues Lern-Tool – und stellen nebenbei ihr Wissen auf den Prüfstand

In diesem Kontext startete die AWV als erster Projektpartner mit dem Testlauf des unter fachlicher Begleitung des Medienzentrums der TU Dresden entwickelten mediendidaktischen Konzepts und erprobte gleichzeitig zum ersten Mal überhaupt ein digitales Lernwerkzeug – in diesem Fall ein thematisches Quiz. Der Referent hatte bereits im Vorfeld Wissensfragen beigesteuert und mit Unterstützung der TU Dresden wurde für jede Veranstaltung eine kurze Befragung zur grundsätzlichen Weiterbildungsmotivation, ein Einstiegsquiz als Wissenstest sowie eine Nachbefragung zu den Erfahrungen mit dem Quiz auf der hauseigenen ILIAS-Lernplattform eingestellt. Das Kernstück bildet dabei das Quiz, bei dem die Seminarteilnehmer*innen vorab ihr Wissen testen können. Damit sind sie innerlich auf das Thema eingestellt und erkennen gegebenenfalls eigenständig Wissenslücken und Weiterbildungsbedarfe. Durch diesen Impuls können die Teilnehmenden im Vorfeld schon Fragen generieren, die dann in der Präsenzveranstaltung effektiver bearbeitet werden können. Der Dozent hat zudem die Möglichkeit, die vorhandenen Kenntnisse der Teilnehmenden einzuschätzen und seine Vorbereitung entsprechend anzupassen. Für alle Beteiligten ergeben sich durch die digitale Verknüpfung von Lerninhalten und Mediendidaktik klare Vorteile in puncto individuelles und kollektives Wissensmanagement. Das Quiz wurde darüber hinaus so gut angenommen, dass sogar zahlreiche Nicht-Seminarteilnehmer*innen freiwillig die Fragen bearbeiteten, wenn sie im öffentlichen Bereich der Lernplattform mit offenen Augen und Neugier unterwegs waren und auf den Link stießen.

Dank einer praxisorientierten Schnellschulung durch die Projektmitarbeiter*innen der TU Dresden sind die Lehrenden der AWV zudem mittlerweile sogar in der Lage, selbständig neue Quizfragen zu generieren und auf der Lernplattform einzustellen. Wissenstransfer findet somit bei weiter.digital in jeder Dimension statt, so dass man tatsächlich nicht nur von einer win-win-win-Situation sondern vor allem auch von einem learn-learn-learn-Prozess sprechen kann.

Gamification – Projektpartner AMS geht mit gutem Beispiel voran

Die Ausbildungsgesellschaft für Metalltechnik und Schweißer mbH nutzt aktuell die Schweißer-App „Welducation Basic“ von Fronius, um via e-learning jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, erste praktische Erfahrungen beim virtuellen Schweißen zu sammeln. Nach ein paar Trainingseinheiten können versierte Nachwuchs-Schweißer*innen sich mit den Vorgaben der Ausbilder*innen messen. So werden sie motiviert, sich spielend mit den Grundlagen ihrer handwerklichen Ausbildung zu befassen. Dank digitaler Technologie und mobiler Endgeräte auch jederzeit von überall – ohne Notwendigkeit von Präsenzveranstaltungen.

Gamification vermittelt Wissen spielerisch – ganz im Sinne von weiter.digital

Mehr Infos und einen Download-Link finden Sie hier.