Der 8. nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2020“ konzentriert sich in seinem Schwerpunktkapitel auf die Bildung in einer digitalisierten Welt und unterstreicht die Potenziale der Digitalisierung, welche insbesondere durch die Corona-Pandemie als Chancen hervortreten. Er verweist aber zugleich auch auf bestehende Probleme bzw. Herausforderungen: eine zeitgemäße technische Ausstattung der Bildungseinrichtungen und Bedarf adäquater Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte.

Professor Dr. Kai Maaz konstatiert als Direktor des DIPF und Sprecher der Autorengruppe des nationalen Bildungsberichts, dass die Digitalisierung auch im Bildungswesen kontinuierlich an Dynamik gewinne und Bildungseinrichtungen stärker denn je gefordert seien, digitale Kompetenzen zu vermitteln, da immer mehr Lehrende und Lernende die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der digitalen Medien nutzen. Demgegenüber fehle es bislang allerdings an einer überzeugenden und abgestimmten Strategie für die Bildung in einer digitalisierten Welt, bilanziert der Bildungsforscher.

Die Bestandsaufnahme des Bildungsberichts zielt neben der akuten Problematik, den Zugang zu Bildung im Zuge der Corona-Pandemie aufrechtzuerhalten, insbesondere auf die folgenden drei zentralen Herausforderungen für Bildung in einer digitalisierten Welt: Erreichbarkeit, Chancengerechtigkeit und Vergleichbarkeit.

Erreichbarkeit

Der permanente Wandel der technischen Rahmenbedingungen bringt neue Anforderungen und neue Möglichkeiten mit sich und erfordert damit stetige Veränderungen seitens der Bildungsinstitutionen. Beispielsweise ist die Digitalisierung der Infrastruktur zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Vielmehr braucht es Konzepte, um digitale Technologien entlang der Bildungsprozesse didaktisch sinnvoll einzusetzen. Das pädagogische Personal muss zudem zukunftsorientiert ausgebildet und kontinuierlich weitergebildet werden. Die Mitarbeiter*innen benötigen gezielte Qualifizierung und Unterstützung, um Hemmnisse beim Einsatz digitaler Medien in der Lehre zu überwinden.

Chancengerechtigkeit

Nicht alle Menschen können die Vorteile digitaler Technologien in gleichem Maße nutzen, da bereits der Zugang zu den entsprechenden Medien von der sozialen Herkunft abhängig ist, ebenso wie die Bereitschaft und Fähigkeit zum Erwerb von digitalen Kompetenzen. So zeigt sich z.B. in der arbeitsorientierten Grundbildung, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten beim digitalen Lernen doppelt abgehängt werden, da neben den Kulturtechniken Lesen und Schreiben auch noch die Fertigkeiten zur Nutzung digitaler Formate gelernt werden müssen.

Vergleichbarkeit

Während Digitalisierung im alltäglichen privaten Umfeld immer selbstverständlicher wird, gibt es große Unterschiede zwischen den Bildungsbereichen und -einrichtungen. Da die digitale Technik z.B. noch nicht systematisch in die Aus- und Weiterbildung des pädagogischen Personals integriert wird, unterscheidet sich deren Verbreitung zudem stark in den jeweiligen Bundesländern. Zugleich eröffnet die Digitalisierung aber auch eine kontinuierliche und standardisierte Leistungsdiagnostik und schafft damit neue Möglichkeiten einer überregionalen Vergleichbarkeit von Lernergebnissen und übergreifender Trends im Bildungswesen.

Während also weiterhin Bedarf besteht, auf Bundesebene den Einsatz digitaler Medien in den Bildungsinstitutionen und -kontexten anwendungsorientiert und strukturiert zu erforschen, werden in Sachsen durch das Modellprojekt weiter.digital zunehmend Ergebnisse in die pädagogische Praxis überführt: Zum Sommerfest der sächsischen Wirtschaft am 03.09.2020 war der VSBI vor Ort, um mit regionalen Unternehmen zu Bedarfen und Perspektiven beruflicher Weiterbildung ins Gespräch zu kommen. Auf Einladung von VEMASinnovativ, RKW Sachsen und Industrieverein Sachsen 1828 e.V. trafen sich Entscheider*innen aus sächsischen Unternehmen, um sich in entspannter Atmosphäre bei interessanten Inputs Anregungen für die Gestaltung der Zukunft der Arbeit zu holen. Ausgehend von historischen Einblicken in 500 Jahre Industriekultur in Sachsen im Rahmen der aktuellen Ausstellung BOOM wurde spätestens beim Ausprobieren von VR-Brillen in virtuellen Produktionsprozessen klar, dass Wirtschaft 4.0 auch Weiterbildung 4.0 benötigt! Das Pilotprojekt weiter.digital liegt mit der Entwicklung von bedarfsgerechten Lernwerkzeugen für berufliche Qualifizierungen in Unternehmen folglich am Puls der Zeit und geht mit innovativen Schritten weiter digital voran!